Loggbok

Durchgesteuert

Unlängst tauchte bei mir ein freundliches, aber bestimmtes Schreiben des hiesigen Finanzamts auf. Darin wurde ich gebeten, für die Jahre 2019-2021 doch binnen einer gewissen Frist Steuererklärungen zu tätigen. Mich stresst sowas, weil ich von der Materie wenig verstehe und immer das Gefühl habe, dass ich aufgrund der Unwissenheit dann (vermeidbare) Fehler begehe.

Vorgestern packte mich dann der Erledigungswunsch und ich habe die notwendigen Belege sortiert und mit Steuerbot alles durchgearbeitet. Weil ich schon dabei war, habe ich 2022 auch erledigt. Wenn die Berechnungen von Steuerbot stimmen (davon gehe ich aus, denn das ist ja deren Geschäftsmodell), habe ich für 2021 zwar etwas nachzuzahlen, aber in Summe ergibt sich ein Plus für mich. Insofern hat sich der Aufwand vermutlich gelohnt. Und das ist ja ein netter Zufall.

Die letzte Instanz

Nachdem ich Fuchs euch mit dieser Überschrift ausreichend provoziert habe, kann ich die entstandene Aufmerksamkeit für die (in meinen Augen relevante) Ankündigung nutzen, dass ich meine Überlegungen aus dem letzten Post in die Tat umgesetzt und eine eigene Mastodon-Instanz (nur für mich) aufgesetzt habe. Mein Mastodon-Handle ist seit gestern @densco@social.densco.net.

An dieser Stelle ein großer Shout-Out an Weingärtner IT-Services, Markus leistet für das Fediverse einen großartigen Beitrag und bietet niedrigschwellig einen guten Einstieg für Menschen, die ohne viel Gewese eigene Fediverse-Instanzen an den Start bringen möchten.

Let that sink in

Twitter war einst eine Plattform, in und mit der ich viel Spaß hatte und tolle Menschen kennen lernen durfte, mit denen ich heute noch zu tun habe. Die frühen Jahre waren wie ein Abenteuerspielplatz, auf dem man viel ausprobieren konnte. Es war auch unfassbar unterhaltsam, was man dort teilweise so lesen konnte. Mittlerweile ist von diesem vormaligen Paradies gar nichts mehr übrig geblieben, der Umgangston ist verfallen und nachdem ein von sich eingenommener Milliardär den ganzen Bums übernommen hat, gibt es absolut gar nichts mehr, was User:innen mit auch nur einen Funken Anstand im moralischen Kompass dort auch nur verweilen lassen sollte.

Seit 2018 habe ich bereits einen Mastodon-Account, der seit längerer Zeit bereits mein wesentliches Handle für Austausch mit anderen Menschen in Social Media-Manier ist. Dabei ist Mastodon Teil einer großen Vision: dem Fediverse. Ein loses und doch in sich verknüpftes Netzwerk verschiedener Dienste, in dem die Server und Anwendungen miteinander kommunizieren können. Also genau das, was man von einer Gemeinschaft globalen Ausmaßes erwarten würde - nur eben digital.

Durch den freidrehenden Neu-Twitter-Besitzer bekommt Mastodon (aber auch die anderen Dienste) gerade einen massiven Push an Userzahlen. Ob das das Fediverse technisch verträgt, ist nicht die Frage - es geht eher um das kulturelle Miteinander. Passionierte (und prominente) Interneterklärer klicken sich in der erstbesten Instanz Accounts, um ihr bereits mehrfach geäußertes (und völlig ahnungsbefreites) Misstrauen nun auch am Ort des Geschehens zu verbalisieren und natürlich gelangen auch Individuen ins Fediverse, die Twitter mit ihren absurden Takes so anstregend gemacht haben. Da hilft nur Gleichmut und die konsequente Anwendung von Filtern, dem Muten und schlussendlich das Blocken. Manche Dinge ändern sich halt nicht.

Dennoch habe ich große Hoffnungen, dass Mastodon und das Fediverse noch lange Horte der entspannten und gepflegten Konversation bleiben. Trotz der massiven Wellen an Twitter-Eskapisten ist das Miteinander weiterhin total angenehm, ich konnte bereits viele alte Bekannte wieder finden, aber auch neue Kontakte kennen lernen. Und das Schöne: Ich habe totale Lust, mich selber mehr mit dem Fediverse auseinander zu setzen, die anderen Dienste zu testen oder auch selber eine Instanz (also einen Server) zu hosten. Denn das Fediverse symbolisiert für mich einen frühen Gedanken des Internets: Wissen annehmen und weiter geben, Ressourcen nutzen und teilen. Ich fände es schön, wenn das auch viele Andere so sehen.

Tief in der Karibik

Eines meiner absoluten Lieblingsspiele ist The Curse of Monkey Island. Dicht gefolgt von The Secret of Monkey Island. Umso erstaunter und danach erfreuter war ich, als Ron Gilbert (der geistige Vater der Serie) auf seinem Blog ankündigte, dass er ein neues Monkey Island-Spiel macht. Und genau dieses Spiel ist nun seit letztem Montag verfügbar. Hier meine zwei Cent nach erstem Anspielen (nur eine Stunde, Arbeit und andere Dinge müssen ja auch erledigt werden).

Grafik

Dieser Punkt ist mit Erscheinen des ersten Trailers am Heftigsten disktutiert worden. Auch ich war im ersten Moment etwas skeptisch, hatte mich aber entschieden, dem Ganzen eine Chance zu geben und nicht wie andere Puristen beleidigte Hasskommentare zu formulieren. Im Spiel selbst fühlt es sich sehr gut an, das etwas eckige Gesicht von Guybrush scheint aus den frühen 90ern direkt ins Hier und Jetzt gemorpht worden zu sein. LeChuck sieht für mich eher nach Holzpuppe als nach einem Untoten aus, aber das kann auch einfach an mir und meiner Wahrnehmung liegen.

Steuerung

Erstaunlich einfach und smooth. Guybrush reagiert sehr schnell, die Intuivität lässt die über Bord geworfenen Verben nicht vermissen. So muss sich Point-and-Click 2022 anfühlen.

Sound

Musikalisch ist es total atmosphärisch, Michael Land und Co. haben erneut großartige Arbeit abgeliefert. Die Sprachausgabe ist rein englisch, das hatte ich erst nicht auf dem Schirm und war etwas enttäuscht, dass mir Norman Matt nicht wie in Teil 3 akustisch zur Seite stand. Ich lasse die Dialoge jetzt aber dennoch auf englisch laufen, die deutschen Texte stehen ja zur Not dabei und Dominic Armato ist ja auch ein verlässlicher Begleiter.

Rätsel

Obwohl ich es nicht zu kniffelig mag, muss ich sagen, das beim normalen Schwierigkeitsgrad es mir schon fast zu einfach geht. NPCs weisen mich darauf hin, wenn ich etwas “vergessen” habe, es gibt eine ToDo-Liste, die ich immer wieder checken kann und bei der Voodoo-Lady erhält Guybrush das Buch der Hinweise, dass mit drei Klicks alles zu den Aufgaben verrät. Ich habe den komplexeren Schwierigkeitsgrad aber für die zweite Runde vorgesehen, mal schauen, wie mir der zusagt.

Story

Ohne viel zu spoilern: Ich finde den Ansatz interessant und als mir aufging, dass ich im ersten Teil nicht den kindlichen Guybrush, sondern dessen Sohn steuerte, war das schon ein besonderer Moment. Es ist, als ob der gute alte Mr. Threepwood mit uns Spielern mitgealtert ist, der graue Bart beim ersten Anblick verrät es. Und mit diesem Vibe kann man auch die ganzen Rückblenden und Referenzen entspannt genießen und sich über vergessene Gags freuen.

Fazit

Ich mag das Spiel. Und freue mich bereits auf weitere Stunden in der Karibik mit Guybrush, Elaine, Stan und den anderen Verrückten. Für absolute Neulinge ist es vielleicht nicht unbedingt der perfekte Einstieg in die Serie, bei archive.org kann man aber zunächst Teil 1 und Teil 2 spielen, bevor man zu Return to Monkey Island wechselt. Es lohnt sich.

Highlights einer Baustelle

Am kommenden Freitag endet voraussichtlich (so genau weiß man das bei der Deutschen Bahn ja nie) die Baustelle auf dem Abschnitt Lüneburg-Hamburg Harburg der Bahnstrecke Hamburg-Hannover. Und weil es so schön war, hier die (subjektiven) “Highlights”:

Man könnte meinen, ich hasse Zug fahren. Das tue ich ganz und gar nicht. Aber das System Schienenverkehr ist einfach so marode, dass es keinen Spaß mehr macht.

Landtagsqualen

Am 09. Oktober ist es wieder soweit: Im langweiligsten Bundesland Deutschlands (Dietmar Wischmeyer wäre jetzt stolz auf mich) dürfen die Insassen (jetzt erst recht) zu den Urnen eilen. Ein neu besetztes Parlament und eine Landesregierung sind das erkorene Ziel der Veranstaltung. Zudem dürfen wir nach acht Jahren auch wieder einen Landrat oder eine Landrätin (mir ist aber nicht bekannt, ob der Amtsinhaber überhaupt mit Gegenwehr in Form einer anderen Kandidatur rechnen muss) wählen. Macht nichts, die gelbe Tonne ist jetzt auch nicht das Projekt, mit deren Einführung man sich nach einer Wahl profilieren möchte.

Jetzt schon mein persönliches Highlight der Bemühungen um Stimmen ist der CDU-Kandidat, der sich nicht zu schade ist, seinen Namen für einen modernen Altherrenwitz im Hashtag-Gewand und somit als Motto seiner Kampagne herzugeben: #bockauflandtag. Das Plakat ist ansonsten inhaltsleer, vermutlich wie die Köpfe hinter der Kampagne beim Ersinnen des Slogans und konsequenterweise auch das Programm. Weil der gemeine Wähler vor Ort aber ein Gewohnheitstier ist, wird ihn auch das nicht schrecken. Bei meiner Antwort auf die Frage, wie eine Abwahlkampagne heißen könnte, kam auf vergleichbaren Niveau ein müdes #bockdown zustande.

Erstaunlich finde ich, wie langweilig die Plakate geworden sind. Große Fotos mit belanglosen Slogans, dezent in den Farben und somit im Straßenbild völlig untergehend taugt das Medium kaum noch zur Beeinflussung der Umworbenen. Provokativ sind einzig die Linken in ihrer Aussage, dass es um das Bildungssystem ähnlich wie um die sanitären Anlagen der Schulen stünde. Vermutlich ist das inhaltlich richtig, ich habe aber keinen Anlass für einen Kontrollbesuch in einer nahgelegenen Bildungsanstalt. Jedenfalls nicht ohne von herbeigerufenen Ordnungskräften entfernt zu werden. Somit bleibt diese These unwidersprochen und das vermutlich der einzige Achtungserfolg der vom Führungsstreit zerriebenen und zuletzt erfolglosen Sozialisten außer Dienst.

Erfreulich ist, dass sich ein Freund dem Irrsinn stellen wird und ebenfalls zur Wahl um den Landtagssitz antritt. Er hat meine Stimme und hoffentlich auch die vieler anderer Wählerinnen und Wähler sicher - auch wenn Hannover im Herbst sicher noch trostloser als unter Normalumständen ist. Aber es muss ja jemand den Job machen und wenn ihn einer kann, dann er.

In diesem Sinne - Viel Glück Jan!