Mittlerweile ist Facebook ja eher eine Ruine, in der nur zwischen “Junggebliebenen” und verwaisten Accounts unterschieden werden kann. Mein Account gehört zur zweiten Kategorie, er existiert nur noch für berufliche Zwecke (falls sich Kunden von uns wünschen, dass ich sie operativ dort unterstütze) - alle privaten Inhalte habe ich gesichert und dort gelöscht.
Gelegentlich schaue ich aber doch mal rein, so ungefähr alle paar Monate, wenn der Zähler an neuen Ereignissen mal wieder massiv hochgegangen ist. Meistens haben die immer gleichen zwei Accounts etwas gepostet, es gab ein Event, dass mir auf anderer Ebene mitgeteilt worden war oder mir werden völlig unbekannte Personen als potentielle Freund:innen vorgeschlagen. Meistens ist der erste Post, den ich zu Gesicht bekomme, ein politisch aufgeladenes Thema. Rundfunkbeiträge, Steuern, irgendwelche “Zwangsabgaben” - you name it. Die Diskussionen sind intensiv, von äußerster Emotionalität geprägt und gehen über Tage. Oftmals sind die sachlichen Argumente in der Minderheit, immer öfter werden sie erst gar nicht geäußert. Die perfekte Echokammer, in der krude Ansichten hervorragend gedeihen.
Mir stellt sich dann immer die Frage, wie man sich regelmäßig den Tag mit solchen Themen versauen kann. Und was die Menschen mit der Energie anfangen könnten, wenn sie nicht ihren Frust ins Internet schreiben, nur im Elfenbeinturm verharren. Aber auf dem eigenen Hintern sitzen bleiben und im Internet pöbeln ist wohl bequemer. Das einzig Schlimme für die Connoisseure der Opferdialektik muss sein, dass ihre Reichweite tagtäglich sinkt. “Draußen” ist es nämlich viel schöner als bei Gesäßbuch.