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Let that sink in

Twitter war einst eine Plattform, in und mit der ich viel Spaß hatte und tolle Menschen kennen lernen durfte, mit denen ich heute noch zu tun habe. Die frühen Jahre waren wie ein Abenteuerspielplatz, auf dem man viel ausprobieren konnte. Es war auch unfassbar unterhaltsam, was man dort teilweise so lesen konnte. Mittlerweile ist von diesem vormaligen Paradies gar nichts mehr übrig geblieben, der Umgangston ist verfallen und nachdem ein von sich eingenommener Milliardär den ganzen Bums übernommen hat, gibt es absolut gar nichts mehr, was User:innen mit auch nur einen Funken Anstand im moralischen Kompass dort auch nur verweilen lassen sollte.

Seit 2018 habe ich bereits einen Mastodon-Account, der seit längerer Zeit bereits mein wesentliches Handle für Austausch mit anderen Menschen in Social Media-Manier ist. Dabei ist Mastodon Teil einer großen Vision: dem Fediverse. Ein loses und doch in sich verknüpftes Netzwerk verschiedener Dienste, in dem die Server und Anwendungen miteinander kommunizieren können. Also genau das, was man von einer Gemeinschaft globalen Ausmaßes erwarten würde - nur eben digital.

Durch den freidrehenden Neu-Twitter-Besitzer bekommt Mastodon (aber auch die anderen Dienste) gerade einen massiven Push an Userzahlen. Ob das das Fediverse technisch verträgt, ist nicht die Frage - es geht eher um das kulturelle Miteinander. Passionierte (und prominente) Interneterklärer klicken sich in der erstbesten Instanz Accounts, um ihr bereits mehrfach geäußertes (und völlig ahnungsbefreites) Misstrauen nun auch am Ort des Geschehens zu verbalisieren und natürlich gelangen auch Individuen ins Fediverse, die Twitter mit ihren absurden Takes so anstregend gemacht haben. Da hilft nur Gleichmut und die konsequente Anwendung von Filtern, dem Muten und schlussendlich das Blocken. Manche Dinge ändern sich halt nicht.

Dennoch habe ich große Hoffnungen, dass Mastodon und das Fediverse noch lange Horte der entspannten und gepflegten Konversation bleiben. Trotz der massiven Wellen an Twitter-Eskapisten ist das Miteinander weiterhin total angenehm, ich konnte bereits viele alte Bekannte wieder finden, aber auch neue Kontakte kennen lernen. Und das Schöne: Ich habe totale Lust, mich selber mehr mit dem Fediverse auseinander zu setzen, die anderen Dienste zu testen oder auch selber eine Instanz (also einen Server) zu hosten. Denn das Fediverse symbolisiert für mich einen frühen Gedanken des Internets: Wissen annehmen und weiter geben, Ressourcen nutzen und teilen. Ich fände es schön, wenn das auch viele Andere so sehen.